LEGASTHENIE


Legasthenie und Dyskalkulie sind im Menschen vorhandene genbedingte, durch Vererbung weitergegebene Veranlagungen. Durch gengesteuerte Entwicklungsprozesse im Gehirn werden die Sinneswahrnehmungen beeinflusst. Dies haben wissenschaftliche Forschungen bewiesen. Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass eine Legasthenie zu einem großen Teil biogenetisch bedingt ist.

Bisher wurden sechs Regionen auf den Chromosomen 1, 2, 3, 6, 15 und18 identifiziert, die die Lese - und Rechtschreibfähigkeit indirektbeeinflussen. Diese Erbinformationen, welche differente Sinneswahrnehmungen verursachen, machen legasthenen Menschen Probleme beim Erlernen des Schreibens, Lesens und/oder Rechnens. Es ist sehr wichtig, ein Ursachenverständnis zu entwickeln und zu erkennen, welche Bedeutung Zusatzfaktoren haben.

Zahlreiche legasthene Kinder zeigen schon im Vorschulalter zumeist kein Interesse an Symbolen,genießen das Vorlesen, haben wenig Interesse an Kinderreimen oder Kinderliedern, können Rhythmen nicht nachklopfen, zeigen wenig Interesse an Memoryspielen, können Reihen schlecht nachvollziehen, haben aber auch Orientierungsprobleme, malen über den Rand und haben eine „eigene Ordnung“.
Hingegen sind sie in Alltagssituationen auffallend wach und interessiert, haben ein hohe Merkfähigkeit, eine hohe Kreativität und ein hohes technisches Verständnis und lieben z.B. Konstruktionsspiele. All diese erwähnten Symptome, die unmittelbar mit Sinnesleistungen zusammenhängen, können, müssen aber nicht Anzeichen für eine vorhandene Legasthenie sein. Eine eindeutige Feststellung, ob ein Kind legasthen/dyskalkul ist, kann erst im Schulalter, wenn das Kind mit Buchstaben/Zahlen in Berührung kommt, durchgeführt werden.

Es gibt verschiedene Gründe, die zu Problemen beim Schreiben, Lesen und/oder Rechnen führen, deshalb muss man auch verschiedene Arten und Formen unterscheiden. Bei einer Legasthenie, auch spezielle Lese-Rechtschreibschwäche genannt und/oder Dyskalkulie, handelt es sich um eine
biogenetische Anlage im Menschen, die ein Leben lang vorhanden ist und lediglich führt ein spezielles Training im Schreib-, Lese- und Rechenbereich zu Erfolgen. Dagegen ist die Lese- Rechtschreibschwäche eine erworbene, zumeist auch vorübergehende Problematik, die durch psychische
oder physische Ereignisse hervorgerufen werden kann. Die Unterscheidung der Legasthenie und der Lese-Rechtschreibschwäche ist deshalb von größter Wichtigkeit, weil die Förderungen und Interventionen, die in beiden Bereichen stattfinden sollten, unterschiedlich sein müssen.

Von einer Primärlegasthenie spricht man, wenn sich beim Erlernen des Schreibens oder Lesens Schwierigkeiten ergeben, die biogenetische Ursachen haben. Spezielle Förderungen müssen im pädagogisch-didaktischen Bereich erfolgen.

Von einer Sekundärlegasthenie spricht man, wenn sich zu den oben genannten Schwierigkeiten - das können schon vorhandene oder durch das Nichterkennen der Legasthenie und die unterlassene Hilfestellung erworbene sein - psychische oder physische Probleme dazugesellen. Zu den speziellen Förderungen im pädagogisch-didaktischen Bereich müssen individuell Interventionen durch den Psychologen, Mediziner, Ergotherapeuten, Logopäden, etc. erfolgen.

Da das Problem der Legasthenie individuell und unterschiedlich ist, so muss auch die Förderung und Hilfe vielschichtig sein.  Es gibt keine in sich abgeschlossene Methode, die in jedem Fall zum Erfolg führt! Wichtig ist, dass die Förderung nicht einseitig durch Üben am Symptom, d.h. durch alleiniges verstärktes Schreib- und Lesenüben passiert, sondern dass Interventionen zur Schärfung der Sinneswahrnehmungen und Stärkung der Aufmerksamkeit unternommen werden. Das ist die Grundlage des Erfolgs.

Die Erklärung des Aufmerksamkeitstrainings und warum es so wichtig ist, dass man lernt seine Gedanken immer wieder zum Schreiben, Lesen oder Rechnen zurückzubringen und sie dort auch zu halten, sollte die erste Hilfe sein, die dem Betroffenen zuteil wird. Alleine dadurch kann es schon zu Verbesserungen kommen.



Aktualisiert (Montag, den 13. September 2010 um 09:08 Uhr)